Die Gründe, weshalb man sich letztendlich für einen Käfer entschieden hat sind vielfältig! In vielen Fällen war es das allererste eigene Auto, mit dem man zum ersten mal in den Urlaub gefahren ist, in dem man möglicherweise seine erste große Liebe kennen gelernt hatte, der eigene Opa hatte einen Käfer und man ist als kleines Kind mit Begeisterung auf der Rückbank herum getollt (ja das war damals wirklich so!) und man möchte einfach dieses Gefühl wieder erleben bzw. in Erinnerung rufen! Aber bitte nicht wieder auf der Rückbank herum hüpfen!!! Dafür seid Ihr dann doch zu alt!
Scherz beiseite...! ;-) Warum, wieso, weshalb? Eigentlich ist es vollkommen egal, welchen Grund es gibt! Man fand den Käfer einfach schon immer kultig und möchte dieses Fahrgefühl des kleinen Krabblers einfach auch mal erleben. Worüber Ihr Euch aber auch Gedanken machen solltet, worauf Ihr bei dem Objekt der Begierde genau Wert legt. Wie soll Euer zukünftiger Käfer sein, so original wie nur möglich, egal ob technisch oder optisch, oder darf es in jeder Hinsicht ein wenig individueller sein? Diese Frage sollte man sich durchaus selber stellen! Denn was man hier auch wissen sollte, da der Käfer in seiner Bauart in einigen Bereichen nahezu unverändert blieb, wurde oft äußerlich an seinem Alter "geschummelt". Soll heißen, daß man recht einfach Kotflügel, Stoßstangen, Blinker und Rückleuchen entsprechend austauschen bzw. umbauen kann, um den Käfer optisch entweder älter oder jünger erscheinen zu lassen. Somit könnte z.B. ein Mexico-Käfer auf den ersten Blick aussehen, wie ein Käfer von 1965! Nur soviel dazu! Wenn man nun den Entschluß gefaßt hat, sich einen VW Käfer zu kaufen, sollte einiges beachten!
Aber hierzu gleich mehr!
Während seiner jahrzehnte langer Bauzeit bis 2003 wurde der Käfer, naja sagen wir mal, wie gerade schon kurz angeschnitten nahezu "unverändert" gebaut. Bevor aber der ein oder andere hier jetzt aufschreien möchte, ja, er wurde selbstverständlich über die Jahre hinweg mehr und mehr optimiert. Aber vom wesentlichen her, blieb er immer der Gleiche! Somit sind seine Schwachstellen auch die Gleichen geblieben. Frei nach dem Motto, "Kennst Du einen, kennst Du alle!".
Das macht es dadurch etwas einfach, um aufzuzeigen, wo der Käfer seine Stärken und Schwächen hat. In dieser Rubrik wollen wir Euch zeigen, worauf es zu achten gilt, wenn einmal das Objekt der Begierde gefunden wurde. Für diejenigen, die hier glauben eine Beratung zu finden, welches Modell man sich am besten zulegen sollte, welches sich als Wertanlage am besten eignet, die sind hier leider falsch! Bei denen bedanken wir uns bis hierhin recht herzlich für die Aufmerksamkeit und sagen es mit den Worten von Peter Lustig: "Ihr könnt jetzt ruhig mal abschalten!" ;-)
Nein, bitte jetzt nicht böse sein! Selbstverständlich dürft Ihr hier weiter lesen. Wir nehmen das Ganze nur nicht so ernst! Was wir möchten, solltet Ihr einen Käfer kaufen wollen, daß Ihr nicht bei dem erstbesten gleich über den Tisch gezogen werdet. Wenn man sich mit dem Thema noch nie wirklich auseinander gesetzt hat, kann das durchaus ganz schnell ins Auge bzw. sehr unschön an den Geldbeutel gehen!
Bilder von rostigen, verpfuschten Käfern ersparen wir Euch hier. Denn solche gibt es vermutlich genauso viele, wie vom Käfer jemals gebaut wurden! Nur ein paar werden wir hier Euch aufzeigen, um diese quasi gegenüber zu stellen. Viel eher sollt Ihr hier einen Überblick gewinnen, wie es in der Regel bei einem guten Exemplar auszusehen hat. Einige der vermeintlichen Käfer-Kenner sind der Meinung, der Mexico-Käfer sei gegenüber seiner deutschen Brüder wegen dessen weniger guten Qualität und somit auch Rostanfälligkeit die schlechter Wahl. Mmmm naaaaa...jaaaa! Sagen wir mal, ja und nein!
Volkswagen hatte in den 1970er Jahren qualitativ schlechteres Blech zum Bau seiner Autos verwendet. So auch beim Käfer, weshalb diese auch sehr gerne rosteten. Ausnahmen bestätigen aber die Regel! Hinzu kam, daß zusätzlich Anstelle der Gummidichtung zwischen Karosserie und Bodengruppe eine Art Schaumstoff ("irgendwas")-Dichtung Verwendung fand. Dies war somit natürlich der beste Nährboden für Rost, sobald sich diese Dichtung über die Jahre mit Feuchtigkeit voll gesogen hatte. Selbige Dichtung fand leider auch bei den Mexikanern wieder Verwendung. Dennoch sind die älteren Exemplare aus Puebla oftmals doch besser als ihr Ruf! Zumindest im direkten Vergleich ihrer Kollegen aus den 1990er Jahren, dem VW 1600i.
Dadurch, daß diese Käfer eigentlich nicht mehr für den deutschen bzw. europäischen Markt vorgesehen waren, nur über Privatimporteure hierher gebracht wurden und VW für die Qualitätssicherung nicht mehr so stark dahinter stand, rosteten diese vergleichsweise in kürzester Zeit unterm Ars... [Entschuldigung!], Hintern weg! (Ausnahme, diese Käfer wurden im Nachhinein konserviert!) Im Gegensatz wie es bei denen aus den 1980er Jahren der Fall war, denn diese waren doch noch etwas besser konserviert und geschützt, damit sie die europäischen klimatischen Verhältnisse überlebten. Auch machte bei den jüngeren 1600i die Elektrik oftmals Probleme, sei es die Einspritzanlage, das Steuergerät für selbige oder die Alarmanlage. Aber bevor wir uns hier zu sehr vertiefen, konzentrieren wir uns lieber auf diese beiden Käfer!
Anhand dieser beiden Kandidaten, wollen wir Euch zeigen, wohin Ihr genau Eure Augen richten solltet. Gegenüber stehen zum einen ein VW 1302 mit Halbautomatik (ja, sowas gab es beim Käfer!) von 1972 mit charmanter Patina, zum anderen ein wieder neu aufgebauter Mexico-Käfer VW 1200 von 1985, Sondermodell "50 Jahre Käfer".
Bevor es aber mit diesen weiter geht, seien noch ein paar Sachen gesagt. Wenn Ihr Euch einen VW Käfer z.B. im Internet auf den entsprechenden Plattformen gefunden habt, tut uns bitte einen Gefallen!
Verliebt Euch bitte nicht Hals über Kopf in den erstbesten Käfer! Neeeeiiiiin! Macht das bitte, bitte, bitte nicht! Auf keinen Fall!!! Auch wenn es noch so schwer fällt, da der Käfer auf den Bildern ach so schön zu seien scheint, so geht bei der Sache objektiv heran. Denn Fotos im Netz sind leider meist nicht wirklich aussagekräftig, diese Erfahrung mußten viele, so auch wir, schon machen! Der Teufel liegt oftmals im Detail und das sieht man dann logischerweise immer erst vor Ort. Nehmt Euch bei der Suche Zeit, vergleicht die Preise. Diese schwanken von Käfer zu Käfer. Ein preislich recht hoch angesetzter Käfer ist auch nicht immer ein Garant für dessen guten Zustand. Habt Geduld und überstürzt nichts, schaut Euch jeden Käfer genau an, auch wenn es irgendwann nerven sollte. Wir kennen das auch aus eigener, leidiger Erfahrung all zu gut! Es macht überhaupt keinen Sinn, wenn Ihr Euch dann später über den Kauf grün ärgert!
So, nun habt Ihr endlich einen Käfer gefunden. Dieser soll besichtig werden. Der Termin steht. Vielleicht soll es dieser auch letztendlich sein?! Wenn Ihr Euch allein zu unsicher seid, keinerlei Erfahrung habt, dann nehmt bitte jemanden mit, der idealerweise vom Fach ist und sich mit alten Autos, oder noch besser mit Käfern, auskennt! Es ist übrigens auch keine Schande, wenn man keinerlei Ahnung von Käfern hat. Grundsätzlich ist es immer besser zu zweit ein Fahrzeug seiner Wahl anzusehen. Denn vier Augen sehen ja bekanntlich mehr als zwei! Besichtigt ein Auto bei Tageslicht und auf keinen Fall wenn es regnet. Ein nasses Fahrzeug verfälscht die Lackbeschaffenheit und man erkennt die Kratzer, Beulen, Nachlackierungen oder gar irgendwelchen Pfusch erst gar nicht. Eine Hebebühne oder Grube wären sicherlich sehr hilfreich, den Käfer von unten zu besichtigen. Aber bei privaten Verkäufen ist das meist nicht möglich. Dann heißt es nicht zimperlich sein und unters Auto kriechen! Bedeutet, Ihr solltet nicht unbedingt das beste Sonntagsgewand anziehen! ;-) Was braucht Ihr noch? Eine kleine Taschenlampe und Spiegel sollten nicht fehlen, um die dunklen Ecken besser ausleuchten bzw. einsehen zu können. Ebenso praktisch ist ein so genannter "Spachtelfinder" bzw. Magnet, um die neuralgischen Stellen an der Karosserie abzuchecken. Solche einfachen Lackstärken-Tester findet Ihr schon für kleines Geld bei Ebay.
Jetzt geht es aber endlich los...!
Die Check-Punkte
Zu allererst einmal die Checkpunkte im einzelnen im groben Überblick! Sie dienen Euch zur besseren Orientierung, wenn Ihr den Käfer genauer unter die Lupe nehmt. Die Reihenfolge spielt allerdings hierbei keine Rolle, hauptsache Ihr geht alle Punkte durch!
Hier die Punkte im Einzelnen:
14. Unterboden allgemein, Wagenheberaufnahmen und der Bereich drum herum, Batterieboden, der Bereich um die Pedalerie und Rahmenkopf sind besonders gefährdet (Rost)
15. Vorderachskörper (Rost, wurde dort geschweißt?), Traggelenke, Spurstangenköpfe, Radlager, Lenkung (auf Spiel prüfen!)
16. Hinterachse, Antrieb, Getriebe. Gelten zwar als robust, solten aber auf Undichtigkeiten überprüft werden (speziell Pendelachse)
17. Motor gilt als zuverlässig, solange er regelmäßg gewatet wurde. Der 1200er mit 34PS ist der robusteste. Der 3. Zylider neigt besonders bei den 1600er Motoren mit 50PS zu überhitzen!
18. Chromteile allgemeiner Zustand. Besonders bei den Stoßstangen ist guter Ersatz recht teuer!
19. Scheibengummis werden mit zunehmenden Alter spröde. Die Chrom-Zierkeder (meist aus Kunststoff) werden durch UV-Einstrahlung braun und brüchig.
20. Innenausstattung, allgemeiner Zustand. Ist sie komplett und weitestgehend original? Risse im Himmel? Zustand Teppich bzw. Bodenbelag.
Grundsätzlich gelten die unteren 20-30cm beim Käfer als rostgefährdet! Zudem sollte man wissen, daß der Krabbler nicht im Üblichen Sinne eine selbstragende Karosserie besitzt, wie es im moderen Automobilbau Gang und Gäbe ist. Der Käfer besteht zum einen aus der Karosserie, umgangsprachlich auch "Häuschen" genannt und zum anderen aus der Bodengruppe, auf dem die Karosse verschraubt ist, mit dem sogenannten Zentralrohrrahmen, welcher den eigentlichen tragenden Teil bildet. Dieser Rahmen, den Laien vielleicht als Mitteltunnel bezeichnen würden, hat am vorderen Ende ein sehr tragendes Teil, den Rahmenkopf. An diesem ist die gesammte Vorderachskonstruktion nebst Lenkung verschraubt. Dieser ist somit auch die Achillisferse des Käfers. Denn ist er derart stark vom Rost morsch und geschwächt, sollten auf keinen Fall Laien, sondern besser Profis den Rahmenkopf instandsetzen! Gerade weil eben an ihm die Vorderachse befestigt ist, zählt er somit als sicherheitsrelevantes Bauteil! Wie die Bodengruppe aufgebaut ist, zeigen wir Euch später dann noch genauer! Widmen wir uns zuerst einmal der Karosserie.